SO KÖNNTEN UNSERE OZEANE WIEDER SAUBER WERDEN
MEHR PLASTIK ALS FISCHE IM MEER
Schätzungen zufolge schwimmen aktuell 100 bis 140 Millionen Tonnen Plastikmüll in unseren Meeren – eine unfassbare Zahl. Jährlich kommen etwa 10 Millionen weitere Tonnen hinzu. Fragt sich: Wie räumen wir unsere Meere auf und bekommen den Müll aus dem Wasser?
Die Tierschutzorganisation WWF schätzt: Wenn wir nichts unternehmen, dann wird es 2050 mehr Plastik als Fische im Meer geben. Zum Glück gibt es Menschen, die die Gefahr erkannt haben und etwas gegen die Vermüllung der Meere unternehmen. Wir stellen fünf innovative Projekte und Erfindungen vor, die dem Müll in Meeren den Kampf ansagen.
HEALTHY SEAS
Taucher der 2013 gegründeten Umweltschutzorganisation "Healthy Seas" sammeln verlorengegangene oder zurückgelassene Fischernetze aus dem Meer und recyclen sie – unter anderem für die Modeindustrie. Müll wird quasi in der Zweitverwertung zu Glamour. Das Problem solcher Netze: In ihnen verfangen sich sehr schnell Tiere wie Fische oder Robben, die dann qualvoll sterben. Außerdem zerfallen die Netze irgendwann zu Mikroplastik – und landen so in unserer Nahrungskette. Aus den gesammelten "Geisternetzen" entsteht neues Nylongarn – unter anderem für Luxusprodukte wie High-End-Markentaschen oder Auto-Fußmatten. Aktuell engagieren sich 250 ehrenamtliche Taucher und 1.250 Fischer bei "Healthy Seas".
ONE EARTH ONE OCEAN E.V.
"One Earth One Ocean e.V." will mit zwei Schiffen die Meere von Plastik befreien, bevor dieses zu Mikroplastik wird. Wie? Ganz einfach – zumindest in der Theorie.
"One Earth One Ocean" ist quasi eine schwimmende Müll-Verwertung: Schiff Nummer eins namens "SeeKuh" befördert den Müll mithilfe von Netzen aus dem Wasser. Auf Schiff zwei, dem "SeeElefanten", wird der Müll unter anderem gepresst und zu einem neuen Energieträger gemacht.
EVERWAVE
Die einstige Aachener Architekturstudentin Marcella Hirsch hatte während einer Tauch-Session im Urlaub einen Aha-Moment: Sie war entsetzt, wie verschmutzt das Wasser um sie herum ist und wollte handeln. Der erste Schritt: Im Rahmen ihrer Masterarbeit entwarf Marcella eine schwimmende Plattform, die kleine Teilchen aus dem Wasser filtern soll.
Die Idee schaffte es weg vom Papier in die Realität: Mittlerweile sammelt Marcella Hirsch mit Müllsammelbooten ihres Start-ups "Everwave" weltweit Abfall aus Flüssen und verhindert so, dass dieser in die Ozeane gelangt. Dank künstlicher Intelligenz wird der Müll im Wasser erkannt und analysiert. So können wertvolle Rückschlüsse auf Müllzusammensetzung und Verursacher gezogen werden.
THE OCEAN CLEANUP
Gerade einmal 19 Jahre war der Niederländer Boyan Slat, als er 2013 das Projekt "The Ocean Cleanup" gründete. Zwei Jahre zuvor urlaubte Boyan Slat in Griechenland und konnte beim Tauchen nach eigenen Angaben "mehr Müll als Fische" sehen. Daraufhin beschloss er, dass sich etwas ändern muss. Ganz ähnlich wie Marcella Hirsch von "Everwave". Die Idee: Ein "Meeresstaubsauger", der Müll aus den Meeren filtern soll.
Boyan Slats erster Versuch im Jahr 2018 schlug fehl. Das Problem: Sein Prototyp "System 001" sollte autonom Meeresmüll einsammeln und abtransportieren. Jedoch wurde der Abfall wieder zurück ins Meer geschwemmt.
2021 erfolgt Versuch Nummer zwei – dieses Mal mit Erfolg. Die überarbeitete Technologie konnte in den ersten drei Monaten insgesamt 28.659 Kilogramm Plastik aus dem Ozean entfernen. Im Anschluss wurde direkt mit der Entwicklung eines dritten Systems begonnen, das noch mehr Müll einsammeln soll.
SEABIN
Müll gehört in den Mülleimer (Englisch "bin"), oder? Genau das dachten sich die Erfinder des "SeaBin". Ihre Idee: Unsere Meere brauchen eine schwimmende Mülltonne. Anders als "The Ocean Cleanup", bei dem Müll auf offener See gesammelt wird, soll der "SeaBin" in Küstennähe eingesetzt werden. Der "SeaBin" säubert also vor allem Häfen, indem er das Wasser um sich herum einsaugt – mitsamt des darin schwimmenden Mülls. Der wird in Filtern aufgefangen. Sogar winzigkleine Teilchen ab einer Größe von zwei Millimetern bleiben im "SeaBin" hängen. Über eine an Land befestigte Pumpe, die mit dem "SeaBin" verbunden ist, wird das gereinigte Wasser dann wieder zurück in den Ozean gepumpt.
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